Zu sehen sind Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa und US-Präsident Donald Trump, die im Oval Office des Weißen Hauses nebeneinander sitzen. Donald Trump hält einen ausgedruckten Blogpost in die Kameras.
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Das Bild, das Trump in die Kameras hält, zeigt Aufnahmen nach einem Gefängnisausbruch im Kongo - nicht die Leichen weißer Südafrikaner.

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#Faktenfuchs: Kein Genozid an Weißen in Südafrika

#Faktenfuchs: Kein Genozid an Weißen in Südafrika

Die Behauptung, es finde ein Genozid an Weißen in Südafrika statt, ist falsch. Videos und Bilder angeblicher Gräber, die Trump während eines Treffens mit Südafrikas Präsident Ramaphosa zeigte, sind aus dem Kontext gerissen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Dieser Artikel entstand in Kooperation mit dem ARD-Faktenfinder und der European Broadcasting Union (EBU).

Darum geht’s:

  • Beim Treffen von US-Präsident Trump und Südafrikas Präsident Ramaphosa im Weißen Haus zeigte Trump aus dem Kontext gerissenes Bildmaterial, das angeblich Gewalt gegen Weiße in Südafrika belegen soll.
  • Ein Video mit weißen Kreuzen an einem Straßenrand, das Trump im Oval Office abspielte, zeigt eine Protestaktion infolge zweier Morde - nicht Gräber weißer Bauern.
  • Ein YouTube-Screenshot, den Trump in die Kamera hielt, zeigt Leichen nach einem Gefängnisausbruch im Kongo im Februar 2025.

Erneut überzog Donald Trump einen Staatschef bei einem Treffen im Weißen Haus vor laufenden Kameras mit falschen Vorwürfen. Dieses Mal traf es Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa.

Auf die Frage einer Journalistin zu einem angeblichen Genozid an weißen Menschen in Südafrika hin, ließ Donald Trump die Lichter dimmen und Videos zeigen, die solche Vorwürfe wohl untermauern sollten.

"Es gibt in Südafrika keinen Völkermord"

Die Videos sind aber keine Belege für einen angeblichen Genozid gegen Weiße in Südafrika. Und auch unabhängig von den Videos sind die Vorwürfe falsch.

Die Konvention der Vereinten Nationen zur Verhütung und Bestrafung des Völkermords definiert einen Völkermord als eine Handlung, "die in der Absicht begangen wird, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder teilweise zu zerstören".

Gareth Newham, Leiter eines Programms für Justiz und Gewaltprävention am Institut für Sicherheitsstudien in Südafrika, sagte gegenüber "Politifact", dass ein "Genozid an Weißen" in Südafrika stattfinde, sei komplett falsch.

"Als unabhängiges Institut, das Gewalt und Gewaltverbrechen in Südafrika verfolgt, wären wir die Ersten, die Alarm schlagen und der Welt die Beweise vorlegen würden, gäbe es irgendeinen Hinweis auf einen Völkermord oder gezielte Gewalt gegen eine Gruppe aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit", so Newham.

Weder "Human Rights Watch" noch "Amnesty International" - beides weltweit tätige Menschenrechtsorganisationen - erwähnen in ihren aktuellsten Berichten über die Menschenrechtslage in Südafrika einen "Genozid an Weißen".

ARD-Südafrika-Korrespondent Richard Klug sagte im Gespräch mit "tagesschau24": "Es gibt in Südafrika keinen Völkermord. Es ist schlichtweg falsch, was Donald Trump da behauptet."

Reuters zufolge wies auch Südafrikas Präsident Ramaphosa die Behauptungen im Anschluss an das Treffen mit Trump entschieden zurück. "Es gibt einfach keinen Genozid in Südafrika", sagte er.

Kreuze am Wegrand sind Teil einer Protestaktion im Jahr 2020

Eines der abgespielten Videos zeigt viele Kreuze links und rechts einer Straße entlang aufgereiht. Trump kommentierte die Videos mit der Falschbehauptung, es handele sich um Gräber weißer südafrikanischer Bauern. Wo die Aufnahmen entstanden, konnte er auf Ramaphosas Frage hin nicht beantworten.

Tatsächlich markieren die Kreuze am Wegesrand aber keine Gräber. Wie Reuters und das lokale südafrikanische Medium "Northern Natal News" berichten, wurden sie 2020 im Rahmen einer Protestaktion infolge der Ermordung zweier Menschen auf einem Bauernmarkt aufgestellt. Ein Organisator der Proteste sagte dem südafrikanischen öffentlich-rechtlichen Sender "SABC", die Kreuze repräsentierten Bauern, die über die Jahre in Südafrika getötet worden seien.

Der südafrikanischen polizeilichen Kriminalstatistik zufolge wurden in Südafrika zwischen April und Dezember 2024 insgesamt 19.696 Menschen getötet. 36 davon hätten eine Verbindung zur Landwirtschaft gehabt. Das entspricht weniger als 0,2 Prozent aller Morde. Lediglich sieben der Ermordeten seien laut Kriminalstatistik tatsächlich Bauern gewesen.

Anthony Kaziboni, Wissenschaftler am Zentrum für soziale Entwicklung an der Universität Johannesburg, sagte gegenüber Politifact, es sei unzutreffend und irreführend, Tötungen auf Bauernhöfen als Genozid zu bezeichnen. "Das schmälert nicht die Schwere der Gewalt oder die Notwendigkeit einer Verbesserung der Sicherheit im ländlichen Raum, aber es unterstreicht die Bedeutung von Beweisen, Nuancen und Kontext."

Bild zeigt Leichen im Kongo, nicht in Südafrika

Nach der Vorführung der Videos hielt Trump Artikel und Bilder in die Kameras, die ebenfalls Verbrechen gegen weiße Bauern belegen sollen. Darunter auch ein ausgedruckter Blogpost mit einem Bild, auf dem Leichensäcke zu sehen sind.

Das Bild ist ein Screenshot eines Videos des indischen Nachrichtenkanals "WION". In dem Video sieht man Aufnahmen von Reuters, entstanden nach einem Gefängnisausbruch im Kongo, bei dem mehr als hundert Frauen vergewaltigt und lebendig verbrannt wurden.

Trump kommentierte den Screenshot des Videos fälschlicherweise mit den Worten: "Das sind alles weiße Bauern, die begraben werden".

Videojournalist Djaffar Al Katanty, der die Videos aus dem Kongo aufnahm, sagte nun gegenüber Reuters: "Vor den Augen der ganzen Welt hat Präsident Trump meine Aufnahme benutzt, das, was ich in der Demokratischen Republik Kongo gefilmt habe, um Präsident Ramaphosa zu überzeugen, dass in seinem Land weiße Menschen von schwarzen Menschen getötet werden."

Trump gewährte Gruppe von weißen Südafrikanern Asyl

Trumps falscher Genozid-Vorwurf hat eine Vorgeschichte: Trump-Berater Elon Musk verbreitete ebenfalls die Behauptung, in Südafrika würde ein Genozid an weißen Menschen stattfinden. Der Chatbot "Grok" von Musks Unternehmen "xAI" baute diese Behauptung kürzlich zeitweise scheinbar wahllos in Antworten auf Fragen an ihn ein.

Die Trump-Regierung hatte außerdem einer Gruppe weißer Südafrikaner Asyl gewährt. Das steht im Kontrast zur ansonsten sehr restriktiven Migrationspolitik Trumps. Trump begründete das unter anderem mit dem falschen Vorwurf, in Südafrika finde ein Genozid gegen weiße Bauern statt.

Fazit

In Südafrika fand kein Genozid an der weißen Bevölkerung statt. Videos, die Donald Trump während eines Treffens mit Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa zeigte, belegen diese Behauptung nicht.

Aufnahmen von weißen Kreuzen zeigen keine Gräber weißer Bauern, sondern eine Protestaktion nach zwei Morden. Weniger als 0,2 Prozent der Morde in Südafrika haben eine Verbindung zur Landwirtschaft.

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