Bei einem Amoklauf an einem Gymnasium in Graz sind mindestens zehn Menschen getötet worden - darunter mehrere Schüler. Anschließend tötete sich der Täter selbst. Eine Betroffene sei am Abend in der Klinik ihren schweren Verletzungen erlegen, berichten mehrere Medien übereinstimmend. Zahlreiche weitere Menschen wurden verletzt.
- Zum Hintergrund von tagesschau.de: Amoklauf in Graz - was bisher bekannt ist
Details zum Täter
Bei dem Angreifer handelte es sich laut Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) um einen ehemaligen Schüler. Nach Polizeiangaben nahm er sich nach seiner Tat in einer Schultoilette das Leben. Der 21-Jährige habe bei dem Angriff zwei Schusswaffen eingesetzt, die er legal besessen habe, sagte Polizeichef Gerald Ortner.
Zu dem Motiv des 21-jährigen Österreichers gab es zunächst keine Angaben. Man wisse, dass er die Schule nicht abgeschlossen habe. Über den Hintergrund könne aktuell jedoch nur spekuliert werden, sagte Innenminister Karner. Zwar fand die Polizei einen Abschiedsbrief. Das Schreiben gebe aber keinen Hinweis auf das Motiv des Schützen, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, im ORF-Fernsehen.
Ein Vater hat nach dem Amoklauf in Graz über die Tat gesprochen. Sein Sohn sei der Schule gewesen und habe angerufen, berichtete der Vater in einem Video des Senders Puls24. Der Amokläufer habe in einem Klassenzimmer auf Schülerinnen und Schüler geschossen. Sein Sohn habe berichtet, dass er sich auf den Boden geworfen und tot gestellt habe.
Eltern und unverletzte Schüler in umliegenden Hallen untergebracht
Bei der Schule handelt es sich um ein sogenanntes Bundes-Oberstufenrealgymnasium. An solchen Schulen sind Schülerinnen und Schüler in der Regel 14 Jahre und älter. Wie ein Sprecher des örtlichen Roten Kreuzes der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, waren mehr als 160 Retter im Einsatz. Sie rückten mit 65 Fahrzeugen an, auch mehrere Rettungshubschrauber waren beteiligt. Ein spezieller Alarmplan des Landes zur Versorgung zahlreicher Verletzter wurde aktiviert. Die Eltern und die unverletzten Schüler brachte die Stadt in umliegenden Hallen unter, wo sie von Kriseninterventionsteams betreut wurden.
Im Video: BR24live - Tote bei Amoklauf in Grazer Schule
Polizei in der Nähe des Tatorts
Kanzler Stocker vor Ort
Die Bevölkerung wurde angehalten, den Bereich rund um die Bildungseinrichtung zu meiden und den Anweisungen der Sicherheitskräfte vor Ort Folge zu leisten. Insbesondere riefen die Beamten Schaulustige dazu auf, keine Bilder oder Videos von dem Einsatz an der Schule in sozialen Netzwerken hochzuladen. Die Polizei will dieses Material vielmehr für ihre Ermittlungen verwenden und bat Umstehende, die etwas gesehen haben, ihr Material stattdessen auf einer Seite des Innenministeriums hochzuladen.
Österreichs Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) zeigte sich entsetzt. "Der Amoklauf an einer Schule in Graz ist eine nationale Tragödie, die unser gesamtes Land tief erschüttert", schrieb er auf der Plattform X. Stocker hatte sich nach Bekanntwerden auf dem Weg zum Tatort gemacht. Er denke an die Opfer und Hinterbliebenen, sagte Stocker in Graz. Für die kommenden Tage kündigte er landesweit eine Trauerminute an. Alle öffentlichen Gebäude sind auf halbmast geflaggt und es gibt eine dreitägige Staatstrauer.
Steinmeier und Merz drücken Anteilnahme aus
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drückte seine Anteilnahme aus. "Mit großer Bestürzung und tiefer Trauer habe ich von der Gewalttat in Graz erfahren, bei der so viele unschuldige Menschen ihr Leben verloren haben", hieß es in einem Kondolenzschreiben an seinen österreichischen Amtskollegen Alexander van der Bellen.
Ähnlich äußerte sich auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in einem Telegramm an seinen Amtskollegen. "Es erschüttert mich zutiefst, dass junge Menschen so jäh aus dem Leben gerissen wurden", so Merz.
Debatte über Waffenrecht zu erwarten
Indes könnte der Amoklauf die Debatte über das Waffenrecht neu anheizen. In der Alpenrepublik sei der legale Erwerb von Waffen deutlich einfacher als im besonders strengen Deutschland, sagt der Geschäftsführer des Wiener Waffenhandels Euroguns, Markus Schwaiger, der Deutschen Presse-Agentur. "In Deutschland wird fast keine Waffenbesitzkarte mehr ausgestellt."
Anders in Österreich: Jeder mindestens 18-jährige EU-Bürger mit Wohnsitz in Österreich, gegen den kein Waffenverbot verhängt wurde, dürfe bestimmte Gewehre nach mehrtägiger Wartefrist und Registrierung kaufen.
Mit Informationen von KNA, AFP, AP und dpa
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